Der Gründer der Weltpfadfinderbewegung

Der Gründer der Weltpfadfinderbewegung

ImageVoller Name: Robert Stephenson Smith Baden-Powell, Lord of Gilwell
Spitzname: B.-P. (wird als "BiPi" ausgesprochen)
Geboren: 22. Februar 1857 in London
Gestorben: 08. Januar 1941 in Kenia

Robert Stephenson Smith Baden-Powell, Lord of Gilwell, so hieß der Gründer der heute weltweit größten Jugendbewegung - der PfadfinderInnen. B.-P. nennen wir alle unseren Gründer.
Robert Baden-Powell wurde am 22. Februar 1857 in London geboren. In seiner Familie wurde er Stephe genannt. Obwohl sein Vater Professor an der berühmten Universität Oxford in England war, war die Familie nicht reich.

Wie lebte man eigentlich in England zu dieser Zeit?

ImageEs gab sehr große Unterschiede - einmal waren da die reichen Adeligen und Lords mit riesigen Landbesitzungen und Schlössern. Die Ober- und Mittelschichten Englands erlebten zu dieser Zeit eine wirtschaftliche Blütezeit. Zum anderen gab es sehr viele Arbeiter und arme Menschen in den Städten.
England verwaltete in allen Kontinenten große Länder - das waren die Kolonien - und war ein riesiges Weltreich. Handel und Industrie beherrschten das Leben. Aber die Arbeiten in den Fabriken verdienten wenig und es ging ihnen schlecht. Viele konnten ihren Kindern keine Schulbildung bezahlen und Kinderarbeit war ganz normal.

B.-P. war in seiner Jugend kein Adeliger, doch konnte er eine ordentliche Schulbildung genießen. Seine Ferien verbrachte er mit seinen Brüdern. Sie kauften alte Boote und erforschten damit einen Teil der Küste Englands. Mit ihnen war er auch mehrere Tage in den Wäldern von England unterwegs. Dabei wuchs seine Liebe zur Natur und er erlernte viele Fähigkeiten, um in der freien Natur überleben zu können.
Nach der Schulzeit meldete er sich freiwillig zur Armee. Natürlich wurde er auch in die damaligen britischen Kolonien geschickt und lernte dadurch viele Völker und Menschen aus anderen Kulturen kennen. So war er in Indien, auf der Insel Malta und in den verschiedensten Teilen Afrikas.

Die Verteidigung von Mafeking

ImageUnter anderem musste er 1899 nach Südafrika. Die Einwohner (=Buren) waren ausgewanderte Bauern aus Holland. Sie wollten selbstständig sein und hatten Kämpfe gegen die Engländer begonnen.
Baden-Powell gelang es, einen wichtigen Bahnknotenpunkt - die Stadt Mafeking - zu verteidigen. Er tat dies nicht mit Gewalt, sondern mit List. Mit Strohpuppen und Holzgewehren täuschte er den Buren eine viel größere Anzahl Verteidiger vor, als sie in Wirklichkeit waren. B.-P. verstand es, die Moral unter den Einwohnern durch Unterhaltung hochzuhalten. Schließlich wurden auch die Jungen des Ortes zu Meldeläufern, Spähern und Sanitätern ausgebildet. Baden-Powell erstaunte es dabei immer wieder, mit welchem Eifer und Geschick diese Jungen ihre Aufgaben erfüllten. Diese Tat machte ihn mit einem Schlag weltberühmt. Am 16. Mai 1900, nach 217 Tagen Belagerung, wurde Mafeking, das sich bis zuletzt gehalten hatte, von der britischen Armee befreit. Die Befreiung rief in England ungeheure Begeisterung hervor und B.-P. wurde bei seiner Rückkehr nach England als Held gefeiert.

Aids for Scouting

Wieder daheim machte Baden-Powell eine ungewöhnliche Entdeckung:
Er hatte für seine Soldaten ein Buch geschrieben, "Aids to Scouting" (Übersetzung: "Anleitung zum Spähen"). Darin schreibt er über Spurenlesen, Naturkunde, Orientierung - also alles über das Zurechtfinden in der Natur. Mehr noch, er schreibt über die Wichtigkeit einer guten Gemeinschaft, in der jeder Verantwortung übernehmen soll. Dieses Buch wurde inzwischen in England zu einem Bestseller unter den Jugendlichen, obwohl B.-P. das Buch ursprünglich für Soldaten und nicht für Kinder und Jugendliche geschrieben hatte.
Nach vielen Gesprächen mit guten Freunden entschloss sich B.-P. schließlich, seine Ideen selbst den jungen Menschen weiterzugeben. Dazu lud Baden-Powell 20 Buben ein und gestaltete mit ihnen ein Zeltlager auf der Insel Brownsea in der Nähe von Pool in Dorset. Das war 1907. Das ist das Gründungsjahr der Pfadfinder.

Scouting for Boys

ImageAlle Teilnehmer waren begeistert. Rasch wurde über dieses Abenteuer in ganz England erzählt. B.-P. schrieb seine Erfahrungen 1908 eigens für Jugendliche zusammen: "Scouting for Boys" (deutscher Titel: "Wie man Pfadfinder wird"). Bereits nach zwei Jahren gab es über 60.000 Pfadfinder. Aber nicht nur Buben, auch Mädchen kauften sich dieses Buch und auch sie gründeten Patrullen. Als beim Pfadfindertreffen der englischen Pfadfinder im Jahre 1909 im Kristallpalast in London einfach Mädchen als "Girl Scouts" auftauchten, erkannte B.-P., dass es richtig sei, auch Mädchen aufzunehmen. Zur selben Zeit beendete Baden-Powell seine militärische Laufbahn und widmete sich nur mehr der neuen Jugendbewegung.
1912 lernte er auf seiner Reise seine zukünftige Frau Olave kennen. Sie war auf den Tag genau 32 Jahre jünger (geb. 22. Februar 1889). Olave widmete sich besonders der Weiterentwicklung der Pfadfinderinnenbewegung.

Image1929 wurden Robert und Olave Baden-Powell für ihre Verdienste um die Jugend vom englischen König Georg V geadelt und trugen danach den Titel Lord und Lady of Gilwell. 1937 - also mit 80 Jahren - nahm B.-P. noch am Jamboree in Holland teil, anschließend zog er sich mit seiner Frau nach Kenia in Ostafrika zurück. Er hatte dieses Land schon immer geliebt und starb dort am 08. Januar 1941. Seine Frau half nach dem 2. Weltkrieg beim Wiederaufbau vieler PfadfinderInnenbewegungen. Sie starb am 25. Juni 1977. Beide sind in Nyeri/Kenia begraben.

Heute gibt es weltweit etwa 38 Millionen Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf allen Kontinenten dieser Erde.